Plat du jour
Gelatine, Acryl, Tinte auf Leinwand auf Holz
47,5 x 40,5 cm, 2009
Edition von drei Unikaten + 2 E.A.

Wie könnte ein zeitgenössisches Gegenstück zum barocken Früchte- oder Küchenstillleben aussehen? Kiwi und Litschi auf Rosenthal-Porzellan? Eine Nespresso-Maschine mit Koffein-Kapseln, ein Eiswürfelzerkleinerer und drei Orchideen? Oder ein Prunkstillleben mit Erzeugnissen aus der Molekularküche?
An der Kasse im Bioladen hängen leuchtende Fotos von pausbackigen Äpfeln und erdigen Kartoffeln, im Fischimbiss aquarellierte Kraken vor Adriablau, beim Italiener Artischocken in Öldruck auf Leinwand. Kunst soll repräsentieren – Kultur, Geschmack, Wohlstand. In umgekehrter Reihenfolge. Doch Repräsentation verlangt nach einem Eins zu Eins. Unentschieden. Wer will das schon?
Wofür steht dagegen ein fliegender Pudding? Wessen Büro könnte ein Weintraubengerippe schmücken, an dem eine einzige Traube ausharrt? Wer schaut so tief in den Kaffee, dass ein Fenster zum Hof in der Tasse aufscheint? Und wie klein muss ein Gehirn sein, um am Ende auf des Pudels Kern zu kommen? Der Hamburger Künstler Ralf Ritter (*1963, Studium an der Hamburger Hochschule für bildende Kunst bei Prof. Johannes Bernhard Blume) schließt sich in seinem Atelier ein und findet dort Bilder für alles, was ein Menschenleben ausmacht: Innere und äußere Zustände, Gesetze, Theorien, Parabeln, Gewissheiten, Erfahrungen, Momente des Triumphes und des Scheiterns.
Alle künstlerischen Fragen stellen sich im Atelier – und lassen sich dort beantworten. Man muss nur lange genug ausharren. In den Kaffee starren. Bier trinken. Kapseln fragwürdiger Provenienz schlucken. Tomaten beim Wachsen und Verwelken zuschauen. Mit Sojabohnen Schlachten, Kreuzzüge und Inquisitionen nachstellen. Alles ist immer schon da. Es muss nur gefunden werden. Das ist das täglich Brot des Künstlers. Plat du jour.
(Silke Müller))


Plat du jour
gelatine, acryl, ink on canvas on wood
47,5 x 40,5 cm, 2009
edition of 3 unique copies + 2 artist's proof

What would the contemporary counterpart to a baroque still life painting look like? Kiwifruit and litchi on Wedgwood china? A Nespresso machine with coffee capsules, an ice crusher and three orchids? Or a splendid still life composed of molecular cuisine food? (...)
Hamburg artist Ralf Ritter (born 1963, studied fine arts at Hochschule für bildende Künste, Hamburg under Prof. Bernhard Johannes Blume) locks himself in his studio and develops images for everything life consists of. (...)
All artistic questions arise inside the studio - and can be answered there as well. One merely has to hold out long enough. Staring into one's coffee cup. Drinking beer. Swallowing capsules of questionable origin. Watching tomatoes grow and wither. Reenacting battles, crusades and inquisition with soybeans. Everything is there already, it just has to be found. That´s daily life and bread of an artist. Plat du jour.
(Silke Müller)